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Industriegeschichte
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Verspäteter Start der neuen Lufthansa
Köln, 1. April 1955 - Da die Bundesrepublik nach ihrer Gründung im Jahr 1949 noch nicht über die volle Souveränität verfügte, durfte sie entsprechend den Verboten der Alliierten weder Flugzeuge besitzen noch fliegen. Die am 6. Januar 1953, dem Gründungstag der alten Luft Hansa, in Köln gegründete Lufthansa-Vorgängergesellschaft Luftag plante dennoch eine einheitliche Flotte von vier zweimotorigen Nahverkehrsflugzeugen und vier viermotorigen Langstreckenmaschinen. Mit ihnen begann am 1. April 1955 der verspätete Nachkriegsstart der Lufthansa in der Bundesrepublik von den Flughäfen Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf und Köln aus. Mitte 1955 folgten die ersten Europa-Verbindungen nach Madrid, London und Paris. Wegen ihrer bescheidenen Kapitalausstattung von 25 Millionen Mark wurde die Kaufentscheidung für die Planer jedoch zu einem Puzzlespiel. Für die teuren Langstreckenmaschinen wurde daher das Angebot des Flugzeugbauers Lockheed im kalifornischen Burbank dankbar angenommen, für den Kauf ihrer viermotorigen L 1049 G Super Constellation großzügige Finanzierungshilfen zu gewähren. Der Vertrag wurde am 26. Juni 1953 unterzeichnet. Gleichzeitig wurden Optionen für vier weitere Flugzeuge aufgenommen. Wer aber sollte die Flugzeuge fliegen? Piloten der alten Lufthansa hatten den Anschluss an die moderne Flugzeugtechnik verpasst. Als willkommener Nothelfer sprang die amerikanische Luftverkehrsgesellschaft Trans World Airways (TWA) ein, die ebenfalls Lockheed Super Constellation einsetzte. Sie stellte zunächst zehn Flugzeugführer zur Verfügung. Mit ihnen wurde am 6. Juni 1955 die täglich beflogene Strecke von Frankfurt nach New York eröffnet. Später wurden auch Rio de Janeiro und Chicago angeflogen.
An dem Erstflug nach New York nahm neben dem damaligen Bundesverkehrsminister Christoph Seebohm auch James Fitzmaurice teil. Er war der einzige Überlebende des ersten Ost-Westflugs über den Nordatlantik mit Flugkapitän Hermann Köhl. Die tägliche Bedienung New Yorks wurde im Frühjahr 1956 durch Flüge nach Chicago und Montreal ergänzt. Im Sommer 1956 folgten die Flugverbindungen nach Südamerika und dem Nahen Osten. Am 17. Oktober 1956 wurde die Lufthansa auf der IATA-Hauptversammlung in New York wieder Mitglied des weltweiten Luftverkehrsverbands.
Bei der anstehenden Entscheidung für den Einsatz der ersten Langstrecken-Düsenmaschinen fiel der Lufthansa die Auswahl leichter. Wie viele andere Luftverkehrsgesellschaften entschied sie sich für die vierstrahlige Boeing 707, die ihren Erstflug am 15. Juli 1954 absolviert hatte. Der Konkurrent Douglas war mit seiner DC 8 verspätet an den Start gegangen. Er brachte sie erst am 30. Mai 1958 in die Luft. Noch später folgte Convair mit der CV 880, die am 27. Januar 1959 ihren Jungfernflug hinter sich brachte. Anfang 1956 wurden dann Vorkaufverträge für die Boeing 707 unterschrieben. Zwei Jahre später konnte der Erstbesteller Pan American World Airways mit 111 Passagieren zum ersten Linienflug mit einer Boeing 707 von New York nach Paris starten.
Mit der Übernahme ihrer ersten Boeing 707 am 25. Januar 1960 begann auch für die Lufthansa das Jet-Zeitalter. Die ersten Boeings wurden auf den Namen deutscher Großstädte getauft. Auf Hamburg, Berlin, Frankfurt, München und Köln folgten 1961 Bonn, Düsseldorf, Stuttgart und Nürnberg. Damit war auch die in den Aufbaujahren nach dem Krieg viel diskutierte Frage entschieden, ob die Bundesrepublik überhaupt einen selbständigen Luftverkehr benötigte, da ausländische Luftverkehrsgesellschaften ja längst an die Stelle der Lufthansa getreten seien. Doch wie auf den Aufbau der Werkzeugmaschinen- und der Autoindustrie oder der Handelsschifffahrt war die Bundesrepublik auch auf die Dienstleistungen der Zivilluftfahrt angewiesen.
Literatur: Hans M. Bongers: Es begann in der Luft, Econ Verlag Düsseldorf, 1971
Bildhinweis: Super Constellation L1049 D-ALAP von Februar 1956 bis Dezember 1966 bei der Lufthansa im Einsatz (Foto: Lufthansa)
rm
Weiterführende Informationen:
Lufthansa-Homepage
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